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Über meine Arbeit im Rahmen des Projekts "Zwischen Mensch und Landschaft"

Mehr als 100 Jahre zählt die mächtige Robinie, aus deren Stamm die erste Skulptur des Losheimer Projekts entstanden ist. Anfang der 90er Jahre wurde sie im Ortsteil Wahlen vom Sturm entwurzelt - bedeutend für die Entwicklung der Arbeit. Denn die Skulptur stellt Bezüge her zu den Menschen, die den Stausee umwandern oder den Rundweg Rad fahrend erschließen. Aber ebenso zu der (Kultur-) Landschaft in der sie sich bewegen. Die Skulptur bildet ein Bindeglied zwischen den Menschen und "ihrer" Natur und sie vergegenständlicht dieses Verhältnis in ihrer Form. Die natürliche Form des Baumstamms ist durchkreuzt von einem vertikalen Einschnitt und zwei dazu im rechten Winkel stehenden horizontalen Einschnitten von jeweils gleicher Breite. Da der vertikale Einschnitt den Betrachtenden zugewandt, die horizontalen ihnen aber abgewandt sind, berühren sich die Schnitte im Inneren des Stammes und öffnen damit zwei quadratische "Fenster". Der Blick geht durch die Skulptur auf die Natur: Zum einen ist es ein tatsächliches Hin-Durch-Blicken, nämlich in Richtung zweier Ausläufer des Sees und der umgebenden Vegetation. Zum anderen entwickelt das Kunstwerk Symbolik, steht es als geformter Baumstamm stellvertretend für die lebenden Bäume der umgebenden Landschaft. Das Kunstwerk wird zur ungewohnten Brille, durch die eine veränderte Form der Naturwahrnehmung möglich wird. Die Skulptur dient als Aufmerksamkeitslenker, als Möglichkeit, die Wahrnehmung - zumindest für den Moment - bewusst erlebbar zu machen.

Welche Rolle spielt der Mensch? Tatsächlich - er ist Teil der Skulptur. Ohne ihn wäre da nichts als der geformte Baumstamm. Erst durch ihn erwacht die Skulptur zum Leben. Diese Schöpfung kann immer wieder neu und in wechselnder Situation unterschiedlich ausfallen. Aber auch die körperliche Konstitution spiegelt sich in der Skulptur. Aufrecht stehend oder auch sitzend markiert der Betrachtende durch seinen Körper eine Vertikale. Diese Vertikale hat ihre Entsprechung in dem vertikalen Einschnitt der Baum-Form. Dem gegenüber liegen die beiden horizontalen Einschnitte - Pendants der betrachteten Natur-Auschnitte, Entsprechungen des "Horizonts" der Landschaft. Auch von dieser Seite aus betrachtet erscheint die Skulptur als Bindeglied zwischen Mensch und Natur.

Außergewöhnlich urwüchsig und dynamisch wirkt die Eigenform des Baumstamms. Besonders stark ausgeprägt die wellenförmige Furchung der Oberfläche - ein typisches Merkmal der Robinien. Die Furchen sind in der Vertikalen verdreht, mit einer deutlichen Biegung des Stammes. Dieser starken Eigenform des Ausgangsmaterials musste der künstlerische Eingriff Rechnung tragen. Die Lösung bestand darin, die ursprüngliche Oberfläche an den nicht freigelegten Stellen unberührt zu lassen, den Stamm in Form der geometrischen Einschnitte aber von zwei Seiten her zu "öffnen". Dadurch entstand eine eigentümliche Differenz zwischen der Naturform und ihrer künstlerischen Formung. Scheinbar ungeordnete Strukturen sind nun von Vertikalen und Horizontalen durchkreuzt. Den Betrachtenden offenbart sich eine starke Spannung, die Natur und Kunst als zwei Pole ein und der selben Sache erkennen lässt. Denn die scheinbare Differenz bildet eine Einheit. Die Skulptur vergegenständlicht in ihrer Form die Einheit der Differenz zwischen dem künstlerischen, d.h. menschlichen, Eingriff und ihrer natürlichen Herkunft. Sie vergegenständlicht damit das Mensch-Natur-Verhältnis, ohne es in irgendeiner Form zu bewerten. Die Bewertung und Interpretation wird den Betrachtenden als Teil ihrer Eigenleistung gewissermaßen "zugemutet". Jeder mag dann für sich selber entscheiden, wo er seine Position und seine Rolle in dieser differenten Mensch-Natur-Einheit sieht.

 

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