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Über meine bildhauerische Arbeit und meinen speziellen Begriff von Holz-Skulptur

Vielfältig sind die künstlerischen Ansätze, in denen Holz eine wesentliche Rolle spielt. Unmöglich ist es aber, diese Ansätze auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Denn das zeitgenössische Spektrum reicht von einem an traditioneller bildhauerischer Technik orientierten Ansatz mit naturabbildender Ausrichtung (z. B. Stephan Balkenhol) über die Umsetzung expressiv-monumentaler Möglichkeiten der Holzbildhauerei (z. B. Magdalena Jetelova) bis zu Ansätzen aus dem Bereich der landart (z. B. Andy Goldsworthy). Einen umfassenden Überblick über die verschiedenen aktuellen Tendenzen im Bereich der künstlerichen Arbeit mit Holz zu gewinnen dürfte sehr schwierig sein. Ich möchte deshalb nur versuchen, einige Unterscheidungen vorzunehmen, die für meine eigene Arbeit wichtig sind und die geeignet sind, mein besonderes Verständnis von Holzskulptur zu erläutern.

Baum : Holz

Die für mich wichtigste Unterscheidung ist die zwischen Holz als reinem Material und Holz als "Relikt" eines ehemals lebenden Baumes. Als Material unterscheidet es sich von anderen Werkstoffen durch seine physikalischen und chemischen Eigenschaften, durch die Besonderheiten und Herausforderungen seiner Be- und Verarbeitung, durch die Veränderlichkeit in Abhängigkeit vom Trocknungsprozess, der Luftfeuchtigkeit und der Sonneneinstrahlung. Faktoren also, die der Schreiner oder Zimmermann ebenso bei seiner Arbeit zu berücksichtigen hat wie der mit Holz arbeitende Künstler. Zu diesen Materialeigenschaften würde ich auch die Oberflächenqualitäten (Farbe, Zeichnung, Maserung, Porösität u. ä.) verschiedener Holzarten in Abhängigkeit von der Art der Bearbeitung und Oberflächenbehandlung zählen.

Material : Oberfläche

Holz im künstlerischen Bereich als Material zu verwenden, ist eine Möglichkeit, die sich auf die besonderen Eigenschaften von Holz im Vergleich mit Metall oder Stein stützen mag (geringeres Gewicht, Möglichkeit der physikalischen Verbindung mittels Dübeln, Schrauben oder Nägeln, eventuell größere Elastizität u. ä.). Beispiel für die künstlerische Verwendung von Holz als Material sind auch solche Arbeiten, die zwar aus einem (meist aus mehreren Abschnitten zusammengeleimten) Holzblock herausgearbeitet sind, deren Form aber ebenso in einem anderen Material hätte realisiert werden können, ohne die künstlerische Aussage wesentlich zu verändern. Im kunstgeschichtlichen Rückblick denke ich etwa an Rudolph Bellings berühmten "Dreiklang", der ursprünglich in Holz realisiert wurde, von dem aber später eine Reihe von Abgüssen in Bronze angefertigt wurden, oder an einige Plastiken Ewald Matarés.

Form : Prozess

Bei meinen eigenen Arbeiten ist ein solcher Materialtausch ohne Verwischung des künstlerischen Konzepts nicht denkbar. Anders ausgedrückt ist Holz für mich nicht bloßes Material, in den Skulpturen schwingt immer die Herkunft aus dem Baumstamm oder dem Baumast mit. Würden meine Skulpturen beispielsweise in Gips abgegossen, hätten sie zwar die gleiche Form aber ein anderes als das in Holz angelegte Bedeutungspotential. Zu meiner künstlerischen Arbeit gehört deshalb nicht nur das "In-Form-Bringen" des Holzabschnitts mittels unterschiedlicher Werkzeuge, sondern auch die Auswahl von in Frage kommenden Bäumen oder Stammabschnitten an den Orten, an denen sie gefällt wurden oder von mir selbst gefällt werden. Dazu gehört der Transport dieser Abschnitte ebenso wie die Entscheidung, ob und wie sie in Balken oder kleinere Abschnitte gesägt oder auf andere Art geteilt werden. Wichtig sind auch die Vorbereitungen für einen kontrollierbaren Trocknungsprozess: Hier arbeite ich häufig mit Schwundschnitten oder Aushöhlungen, um dem Stamm die Spannung zu nehmen. Häufig durchläuft die künstlerische Arbeit somit eine Reihe von Zwischenschritten, zu jeder Skulptur gibt es Vorstadien oder Rohformen. Nicht selten entwickelt sich das Konzept einer Skulptur aus diesem aufwändigen und sich über längere Zeiträume hinziehenden Prozess wie von selbst.

Differenz : Einheit

Die besonderen Voraussetzungen und Notwendigkeiten bei der Arbeit mit diesem "lebendigen" Material sind somit wichtige Quelle der Formfindung. Die Beschäftigung mit Bäumen, dem Fällen, Zerlegen, Teilen und Trocknen ist für meine Arbeit konstitutiv. Und dieser Hintergrund spiegelt sich in der künstlerischen Form. Der natürliche Ursprung des Mediums steckt Grenzen ab für die Möglichkeiten des künstlerischen Eingriffs, und diese Differenz fließt letzlich in die Einheit der Skulpturenform ein. Dieser Respekt vor dem Ursprung zeigt sich auch darin, dass ich in der Regel nur mit homogenen Abschnitten arbeite. In den wenigen Fällen, in denen ich aus Gründen der technischen Realisierbarkeit oder einem Konzept folgend zwei oder mehrere Abschnitte verwende bzw. diese kombiniere, finden diese sich in der Skulptur in genau der Lage oder Anordnung wieder, die sie auch im ursprünglichen Stamm eingenommen haben.

Der natürliche Ursprung des Materials ist die eine Seite, die Grenzen und Möglichkeiten des Eingriffs die andere. Im erläuterten Sinne gehen beide eine Differenz-Einheit ein - das Leitthema meiner künstlerischen Arbeit.

Bernhard Lux

 

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