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Mit den Bäumen durch das Jahr:
Der keltische Baumkreis

Keltischer Baumkreis

In der Begegnung mit Bäumen geht es vielen wie beim Zusammentreffen mit anderen Menschen: sie wirken anziehend oder eher distanzierend, gesund und kraftvoll oder von Krankheit und Verfall gezeichnet, vermitteln aufgrund ihres Alters und der Größe Respekt oder bleiben als unauffällige Individuen eher unbeachtet. Gleichgültig lassen sie den, der sie bewusst wahrnimmt, in keinem Fall. Bäume sind nicht nur die größten unter den Pflanzen, sie stehen häufig sinnbildlich für die vegetative Natur als Ganze - gewissermaßen als die respektabelsten pflanzlichen Pendants zum Menschen. Der Baum bietet sich deshalb zur Projektion menschlicher (Charakter) Eigenschafen geradezu an. Der Schritt zur Formulierung eines Baumhoroskops, wie es in Gestalt des so genannten "Keltischen Baumhoroskops" in zahlreichen Veröffentlichungen dargestellt ist, ist da nicht weit. Was auch immer der einzelne von der Modellierung bestimmter Charakterbilder und Lebensperspektiven im Rahmen von Horoskopen halten mag, der Wunsch vieler Menschen, die eigene Natur durch die Suche nach Parallelen oder Ähnlichkeiten in der umgebenden Natur besser zu verstehen, ist nur allzu verständlich. Sinnvoll kann dabei auch der Rückgriff auf z. T. weit zurückliegende kulturelle Traditionen sein.

Das Volk der Kelten war nicht nur, wie wir heute sagen würden, naturverbunden, es lebte mit großem Respekt vor allem Natürlichen, brachte Bäume und andere Pflanzen oder Quellen mit geistigen Prozessen in Zusammenhang und sah sich selbst als Teil dieser Prozesse. Das ist mit Bezug zu umfangreichen, z. B. archäologischen Forschungen, aber auch aus schriftlichen Darstellungen etwa römischer Autoren erkennbar und unstrittig. Da die Kelten selbst in Ihrer Hochzeit keine schriftlichen Dokumente hinterlassen haben, bleibt aber die Ausdeutung vieler geistiger Relikte dieser Kultur von unseren eigenen Denkmustern abhängig. Wenn deshalb von einem "Keltischen Baumkalender" oder gar einem "Keltischen Baumhoroskop" die Rede ist, bleibt ein Rest von Unbehagen, kann doch keine der einschlägigen Veröffentlichungen konkrete Quellen nennen, in Bezug auf die die Zuordnung bestimmter Zeitphasen im Kalenderjahr zu einzelnen Bäumen als tatsächliches Element keltischer Lebenswelt nachweisbar wäre.

Bestimmte Bäume und Pflanzen spielten bei den religiösen Riten und im Zusammenhang etwa von Jahreszeitenfesten der Kelten eine herausragende Rolle. Prominentestes Beispiel ist die Eiche, deren keltische Bezeichnung auf den gleichen Wortstamm wie das Wort für Druide, dem Angehörigen der Priester- und Intellektuellenschicht der Kelten, zurückgeführt wird. Herausragende Bedeutung hatten auch imposante Eiben, die sich teilweise heute noch in der Nähe englischer und schottischer Friedhöfe und Kirchen finden und damit auf ihren damaligen Stellenwert für die keltische religiöse Praxis verweisen. Die umfangreiche Literatur zu religiösen und mystischen Implikationen von Bäumen zeigt viele solcher Beispiele auf, die die hervorragende Bedeutung bestimmter Bäume und nicht nur der Natur als Ganzer für die Kelten deutlich machen.

Der überzeugendste Nachweis zur Existenz eines geschlossenen Systems verschiedener Bäume und Pflanzen in keltischer Tradition ist das sogenannte Ogham-Alphabet, welches in Gestalt des Baum-Ogham bestimmte Buchstaben mit konkreten Bäumen und Pflanzen parallel setzt. Mit Ogham-Zeichen markierte Steine finden sich in Irland und Schottland und werden auf die Zeit zwischen dem 5. und 7. Jahrhundert sowie auf das 9. Jahrhundert datiert, d. h. in eine Zeit, zu der die kulturelle Hochzeit der Kelten längst zu Ende war, sich bestimmte Traditionslinien im äußersten Nordwesten des ehemaligen keltischen Verbreitungsgebietes aber noch lebendig halten konnten. Hierzu gibt es auch schriftliche Überlieferungen. Einige der Bäume, welche das Baum-Ogham nennt, sind auch Bestandteil des "Keltischen Baumkreises". Während das Ogham 20 Buchstaben bzw. Bäume umfasst, teilt der "Keltische Baumkreis", in der Form, wie er etwa von Michael Vescoli dargestellt ist, das Jahr in 40 Zeitphasen ein, innerhalb derer einundzwanzig (+1, nämlich die "geheime" Eibe) Bäume unterschieden werden. In der Regel ist jedem der Bäume eine Dekade in der ersten Jahreshälfte und eine weitere in der zweiten Jahreshälfte zugeteilt. Von dieser Regel gibt es einige Ausnahmen (vgl. dazu die Literaturhinweise auf dieser Website). Jedem Mensch kann in diesem System ausgehend von seinem Geburtstag ein "Lebensbaum" zugeordnet werden.

Ob die Idee des "Lebensbaums" nun tatsächlich keltischer Tradition entspricht oder, wie von dem Autor Betram Wallrath schlüssig recherchiert, ein zeitgenössisches Konstrukt darstellt, bleibt der Einschätzung des Einzelnen überlassen. Vielleicht ist dies aber auch nicht entscheidend. Interessant, nachvollziehbar und spannend ist das System in jedem Fall. Versuchen Sie es selbst. Ermitteln Sie Ihren Lebensbaum und stellen Sie fest, ob dieser Baum in Ihrem Leben eine Rolle spielt. Vielleicht stand er immer schon in Ihrem Garten, vielleicht spazieren Sie täglich an ihm vorbei. Sehen Sie nach, welcher Baum Ihren Freunden und Angehörigen zugeordnet ist. Wenn Sie Geschmack am Beobachten und Vergleichen in Baumkategorien gefunden haben, werden die Bäume, sicher auch die außerhalb des Keltischen Baumkreises, Sie noch öfter begleiten.

© Bernhard Lux

 

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